Groß- und Kleinschreibung: Großschreibung im Satzinneren (R4 - R6)

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Regeln für die Großschreibung im Satzinneren

Bestimmte Wörter schreibt man auch dann groß, wenn sie nicht am Anfang eines Satzes, Werktitels, einer Überschrift, einer Anrede- oder Grußformel stehen. Dies betrifft:
  • alle Nomen (→ Regel R4),
  • alle Nominalisierungen (→ Regel R5),
  • bestimmte Anredepronomen in Briefen und E-Mails (→ Regel R6).

R4: Großschreibung von Nomen

Das typische Nomen hat ein festes Genus (Maskulinum, Femininum, Neutrum) und kann mit Adjektiven verbunden werden, die ihm im Satz vorausgehen und die die mit dem Nomen bezeichnete Sache näher beschreiben (sog. Adjektivattribute).

Strategie.png Erweiterungsprobe:
Der wichtigste Test, ob es sich bei einem Wort um ein Nomen handelt, ist die sogenannte Erweiterungsprobe. Mit ihr prüft man, ob einem Wort in einem Satz ein Adjektiv vorausgeht, das das mit dem Nomen Bezeichnete näher beschreibt (= ein Adjektivattribut) und sich in seinen Formmerkmalen (Genus, Kasus) an das Wort anpasst. Ist kein Adjektivattribut vorhanden, kann man testen, ob man vor dem Wort ein Adjektiv einsetzen könnte, das die Funktion eines Adjektivattributs übernimmt (= Erweiterungsprobe). Ist das der Fall, handelt es sich bei dem Wort um ein Nomen:

Fische werden auf Seereisen nie seekrank.
Sportliche Fische werden auf langen Seereisen nie seekrank.
Hühner legen Eier.
Gelbe Hühner legen gelbe Eier.

Tipp.pngTipp:
Weiterhin können Nomen verschiedene Typen von Begleitwörtern vorangestellt sein. Begleitwörter können sein:

  • der bestimmte oder unbestimmte Artikel: die Stadt; ein Stuhl
  • ein Pronomen: mein Lieblingsspiel; kein Buch; dieses Kind
  • eine Präposition, die mit einem Artikel verschmolzen ist (Präposition-Artikel-Verschmelzung), die nach folgenden Mustern gebildet werden: in dem → im Garten; an dem → am Tor; zu dem → zum Spiel; bei dem → beim Onkel; zu der → zur Schule; in das → ins Kino; auf das → aufs Gymnasium
  • Zahlwörter: zwei Würfel; zehn Spielfiguren

Nomen können im Satz allerdings auch ohne Begleitwörter stehen. Auch wenn kein Begleitwort vorhanden ist, kann es sich bei einem Wort um ein Nomen handeln.

Regel.png R4
Nomen schreibt man groß.

Ein Nomen erkennt man daran,

  • dass es im Satz mit einem Adjektivattribut verbunden ist:
Im Kino laufen derzeit spannende Filme.

ODER

  • dass es sich im Satz durch ein Adjektivattribut erweitern lässt:
Die Grammatik macht mir Spaß! → Die Grammatik macht mir großen Spaß!

Weiterhin erkennt man ein Nomen daran,

  • dass es im Satz mit einem Begleitwort verbunden ist:
Die Katze finde ich süß. (bestimmter Artikel)
Er schenkte mir eine Uhr zum Geburtstag. (unbestimmter Artikel)
Das sind meine Kinder. (Pronomen)
Im Wartezimmer musste ich lange warten. (Präposition-Artikel-Verschmelzung)
Für das Spiel brauche ich zwei Würfel. (Zahlwort)

ODER

  • dass es im Satz mit einem Begleitwort verbunden werden kann:
Für das Spiel brauche ich Würfel. → Für das Spiel brauche ich zwei Würfel.
Ich finde Katzen süß. → Ich finde die Katzen süß.
Tipp.pngWichtig ist zu wissen:
  • Einem Nomen können auch mehrere Adjektive vorangestellt sein:
Deine kleine, rote, verspielte Katze finde ich süß.
(→ Drei Adjektive, die das Nomen Katze näher beschreiben und denen zudem ein Possessivpronomen vorangestellt ist.)
Die drei kleinen, roten, verspielten Katzen finde ich süß.
(→ Drei Adjektive, die das Nomen Katzen näher beschreiben und denen zudem ein bestimmter Artikel und ein Zahlwort vorangestellt sind.)
  • Anstelle eines einfachen Adjektivs können auch ganze Wortgruppen die Funktion übernehmen, ein Nomen als Attribut näher zu beschreiben:
Der zum Gähnen langweilige Unterricht will nicht enden.
(→ Die Wortgruppe zum Gähnen langweilige beschreibt den Unterricht näher.)
Mein für einen Erstklässler ziemlich gescheiter Bruder findet das Thema Rechtschreibung total spannend.
(→ Die Wortgruppe für einen Erstklässler ziemlich gescheiter beschreibt den Bruder näher.)

Tipp.pngTipp:
Einige Nomen kann man auch an typischen Endungen erkennen, mit denen sie aus Verben oder Adjektiven gebildet wurden. Das können folgende Endungen sein:

schön + -heitSchönheit
freundlich + -keitFreundlichkeit
hinder(n) + -nisHindernis
entfern(en) + -ungEntfernung
reich + -tumReichtum

R5: Großschreibung von Nominalisierungen

Als Nominalisierungen bezeichnet man Wörter, die eigentlich einer anderen Wortart (z. B. Verb, Adjektiv, Pronomen, Adverb) angehören, in einem Satz aber in ihrer Grundform wie ein Nomen verwendet sind.

Strategie.png Erweiterungsprobe:
Der wichtigste Test, ob es sich bei einem Wort um eine Nominalisierung handelt, ist die sogenannte Erweiterungsprobe. Mit ihr prüft man, ob einem Wort in einem Satz ein Adjektiv vorausgeht, das das mit der Nominalisierung Bezeichnete näher beschreibt (= ein Adjektivattribut) und sich in seinen Formmerkmalen (Genus, Kasus) an das Wort anpasst. Ist kein Adjektivattribut vorhanden, kann man testen, ob man vor dem Wort ein Adjektiv einsetzen könnte, das die Funktion eines Adjektivattributs übernimmt (= Erweiterungsprobe). Ist das der Fall, handelt es sich bei dem Wort um eine Nominalisierung:

In diesem See ist Angeln verboten. → In diesem See ist unerlaubtes Angeln verboten.
Regel.png R5
Nominalisierungen schreibt man groß.

Dass Nominalisierungen wie ein Nomen verwendet sind, erkennt man daran,

  • dass sie im Satz mit einem Adjektivattribut verbunden sind:
An der Kreuzung war lautes Hupen zu hören.

ODER

  • dass sie sich im Satz durch ein Adjektivattribut erweitern lassen:
Mir macht Singen Spaß.Mir macht lautes Singen Spaß.


Dass Nominalisierungen wie ein Nomen verwendet sind, erkennt man weiterhin an einem oder mehreren der folgenden Merkmale:

  • Sie sind mit einem Artikel, einem Pronomen oder einer Präposition-Artikel-Verschmelzung verbunden:
Sie hat das gewisse Etwas.
Dein Meckern geht mir gehörig auf den Keks.
Er hat viel Spaß beim Wandern.
  • Sie treten in Verbindung mit einer Präposition auf:
Auf Anraten meines Arztes esse ich weniger Süßigkeiten.
Tipp.pngTipp:

Adjektive können nicht nur in ihrer Grundform, sondern auch in ihren Steigerungs- oder Deklinationsformen nominalisiert werden:

Dieses Blau gefällt mir ausgezeichnet. (Grundform)
Schneewittchen war die Schönste im ganzen Land. (Steigerungsform)
Unsere Nachbarn verköstigten uns mit Gekochtem. (Deklinationsform, vergleiche: „mit gekochtem Fleisch“)

Tipp.pngWichtig ist zu wissen:
Tageszeiten und Wochentage werden dann großgeschrieben, wenn sie erweiterbar sind und sich mit einem Begleitwort verbinden:

Wir gingen eines Morgens joggen.
ABER
Wir gingen morgens joggen. (Adverb)
Wir gehen am frühen Morgen angeln.
ABER
Wir gehen morgen angeln. (Adverb)

R6: Großschreibung von Anredepronomen Sie / Ihr und du / ihr

Regel.png R6 (1)
Das Anredepronomen Sie (Ihnen) sowie das Possessivpronomen Ihr (Ihrer, Ihrem, Ihren), die sich auf den oder die Angesprochenen beziehen, schreibt man groß:
Ich bitte Sie, Ihr ständiges Fluchen zu unterlassen.
(Sie / Ihr = 2. Person Singular; Anredepronomen: bezieht sich auf diejenige Person, die mit dem Satz angesprochen wird.)
ABER:
Meine Schwester schimpfte bereits den ganzen Tag. Ich bat sie daher, ihr ständiges Fluchen zu unterlassen.
(sie / ihr = 3. Person Singular; kein Anredepronomen: bezieht sich auf die im vorigen Satz erwähnte Schwester.)


Regel.png R6 (2)
Die Anredepronomen du und ihr sowie die Possessivpronomen dein und euer schreibt man klein. Nur in Briefen darf man diese Pronomen auch großschreiben:
Liebe Lena,
würdest du/Du mir bitte eure/Eure Bilder schicken? …
Viele Grüße
Michael